Gegensätze,
das ist ein Thema, das mich die letzte Zeit viel begleitet hat.
Oder eigentlich schon sehr lange, aber so richtig offensichtlich erst jetzt.
Katharina Martin schreibt in ihrem Artikel „Drei grundlegende Haltungen als Hilfe für Eltern im Stress, insbesondere während der Pubertät“ unter anderem über die Ambiguitätstoleranz als die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten zu ertragen, Situationen, für die es keine Lösungen gibt, auszuhalten.
(Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von „Mit Kindern wachsen“ enthalten.)
Ich finde das sehr spannend. Einerseits kenne ich dieses Gefühl sehr gut, in einer Situation zu stecken und es fast nicht aushalten zu können, über den Verstand keine Lösung zu finden, die herausführt.
Andererseits ist damit oft ein derartiges Gefühl von Lebendigkeit für mich verbunden, wie ich es sonst selten erlebe.
Und in der Kunst sind für mich oft die Werke besonders faszinierend, die Schönes und Hässliches miteinander verbinden.
Aber was hat dies alles nun mit einem Kinderbuch zu tun?
„Der Drache mit den roten Augen“ ist, denke ich, ein eher unbekanntes Buch von Astrid Lindgren. Bei uns in der Familie ruft es aber auch sehr gegensätzliche Gefühle hervor. Manche finden es faszinierend, andere mögen es nicht.
Mich selbst begeistert es, und ich glaube aus oben genannten Gründen. Es beschreibt eine Situation, die im Grunde nicht möglich ist: Eine Sau bringt einen Wurf Ferkel zur Welt und- einen kleinen Drachen.
Dieser Drache hat „böse“ Augen und auch ansonsten verhält er sich eigentlich nicht gerade liebenswert. Die Sau verweigert ihm schließlich die Milch und er muß von Schwester und Bruder gefüttert werden. Mit Kerzenstummeln und allerlei anderen „nahrhaften“ Dingen.
Doch die beiden Kinder schließen ihn in ihr Herz, vor allem das Mädchen, die Ich-Erzählerin.
Der Drache bleibt ihnen aber ein Rätsel, bis er schließlich eines Abends in die untergehende Sonne davonfliegt, singend.
Das Mädchen vermisst ihn sehr und liegt auf dem letzten Bild trauernd im Bett.
Aber nichts wird erklärt, der Drache wird auch nicht wirklich „gut“, es bleibt schlicht die Erinnerung und ein Gefühl von Ruhe und Lebendigkeit gleichzeitig…
So, ich weiss nicht, ob ich meine Faszination dafür wirklich gut erklärt habe. Allerdings wird es mir heute wohl auch nicht besser gelingen 😉 !
Vielleicht stoßt Ihr ja irgendwann einmal auf dieses Buch oder kennt es bereits. Wenn ja, freue ich mich natürlich über Kommentare! (Das tue ich aber auch sonst…)
Es grüßt Euch aus dem Frühlingsregen,
Frau Wollwesen