Zurück aus den Ferien haben wir unseren Garten in nie dagewesener Blütenfülle vorgefunden. Ob es am vielen Regen, der aufmerksamen Pflege durch meine Eltern während unserer Abwesenheit oder an einer besonders günstigen Planetenkonstellation (???) liegt?
Oder an meiner durch Zeitmangel bedingten „Laissez-faire“-Einstellung in diesem Jahr? (Schon wieder Französisch, hört, hört…)
Ich werde es wohl nie erfahren und freue mich einfach daran. Für Aussenstehende mag es trotz allem etwas zu „wild“ aussehen, aber mit den Wildpflanzen, wie z.B. Klatschmohn habe ich es einfach besonders.
Auch in unserem Hasengehege wuchs alles außerordentlich in die Höhe, was allerdings dieser Zeitgenossin weiter unten gerade recht schien, um sich zu verstecken:
Der Paketbote brachte sie heute mittag sichtlich gut gelaunt vorbei; sie war ihm vor die Räder gelaufen und wir brachten sie vorläufig bei uns unter. Schnell stellte sich heraus, wo sie „entkrochen“ war und konnte gleich der erleichterten Besitzerin übergeben werden.
Aber ich schweife schon wieder vom Thema ab.
Das Wochenende wurde bei uns nämlich viel mit Blüten und Blättern gewerkelt.
Die große und die kleine Tochter stellten einen nicht so schnell zu vernichtenden Vorrat an Holunderblütensirup her:
Und ich nutzte die Gartenarbeiten unserer Nachbarn und holte mir diese abgeschnittenen Blutbuchenzweige zum Wolle färben:
Insgesamt 250g Blätter, grob zerkleinert, schichtete ich mit 100 g Wolle (kalt gebeizt) in den Färbetopf und ließ es über Nacht mit 10 l kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag erhitzte ich es auf 80-90 ° C für 1 Stunde. Dieser Strang Wolle färbte sich olivgrün.
In einem zweiten Färbezug, auch mit 100 g Wolle, bekam ich ein Lindgrün.
Hier beide Stränge in Kombination mit meiner mit Blauholz gefärbten Wolle (die Farbkombination gefiel mir einfach so gut). Ein schöner Armschmuck, oder?
Und der Holunder vor unserem Haus roch auch für mich so verlockend…also probierte ich gleich noch eine Färbung mit den Blüten. Und was für ein wunderschön leuchtendes Gelb wurde das nun:
Ich habe den Färbesud nach diesem Färbezug noch aufgehoben und mit selbst angesetztem Eisenwasser versetzt. Nun ist er auf Grün umgeschlagen und morgen werde ich einen zweiten Zug duchführen.
Für diese Färbung habe ich 270 g Blüten über Nacht mit 10 l kaltem Wasser angesetzt, am nächsten Tag 1 Stunde geköchelt, abkühlen lassen, dann die Blüten über einem Tuch abgeseiht, eingebunden und wieder zum Färbebad gegeben. Nun kam die Wolle (100 g) dazu und wurde für 1 Stunde auf 80 ° C erhitzt.
Das sind nun also, von oben nach unten:
Blutbuche, 1. Zug
Blutbuche, 2. Zug
Holunderblüte, 1. Zug
Aber es kribbelte noch weiter in den Fingern und ich wollte unbedingt ausprobieren, wie sich der südfranzösische Eukalyptus für Ecoprint eignet (und da habe ich eben gleich noch ein paar andere Funde mit aufgelegt).
Ich benutzte 3 verschiedene Stoffe: Merinovorfilz, Chiffonseide und Leinen, alles kalt gebeizt.
Auf dem obersten Bild, der Seide, kann man die sichelförmigen Eukalyptusblätter am besten sehen. Leider wurden sie nicht so schön orange, wie ich das von der runden Form kenne.
Es ist immer wieder sehr spannend, was nach dem Dämpfen und Entrollen zum Vorschein kommt….
Der Vorfilz war, wie ich mir eigentlich schon dachte, eine Enttäuschung, da die Formen zu undeutlich werden. Ich hatte vor, ihn noch im Nachhinein zu filzen, aber das wird wohl nur noch ein paar Farbkleckse zur Folge haben.
Das Leinen gefällt mir mit seiner rauhen Oberfläche aber sehr gut. Mal sehen, was sich daraus noch machen lässt…
Das wird aber noch ein Weilchen warten müssen, ich bin nun ordentlich bettreif,
grüße Euch alle recht herzlich,
Eure
Frau Wollwesen.
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