Gedanken zur (Un-)Ordnung

 

 

Vor mehr als einer Woche war ich im Chaos.

Und damit meine ich nicht das übliche Alltagschaos, die Unordnung, die das Leben als Familie mit Kindern und Katzen so mit sich bringt.

Von einem Tag auf den anderen hatte ich sehr starke Ischiasschmerzen und konnte vor allem mein rechtes Bein so gut wie gar nicht belasten. Auch im Liegen tat es weh und überhaupt schrillen bei mir in so einem Fall alle Alarmglocken, da ich als Kind am unteren Rücken operiert wurde und alle Probleme in diesem Bereich sehr angstbesetzt sind.

Im nach hinein betrachtet war alles halb so schlimm und nach 3 Tagen so gut wie vorüber, aber an dem ersten Morgen ging es mir schlecht. Und genau zu diesem Zeitpunkt tauchte nun auch noch ein Trupp von städtischen Gartenarbeitern auf, um am Hang hinter unserem Haus das Holundergebüsch zu roden. Genau dort hatten wir (das jüngste Kind und ich) Anfang Januar für die Stunde der Wintervögel die verschiedensten Vögel entdeckt und gezählt. Der Hang gehört der Stadt und so können wir über die Handhabung damit auch nur Wünsche äußern, was ich im vorigen Jahr auch getan hatte (den Holunder bitte stehen zu lassen). Nun wurde kurzer Hand einfach alles platt gemacht, mit Argumenten, die mir nicht unbedingt einleuchteten (alles schon zu alt, droht auf Weg und Häuser zu fallen). Die Büsche schienen mir schlicht nicht groß genug, um bei einem Sturm tatsächlich einen ernsthaften Schaden anrichten zu können und deren Alter und die Schlingpflanzen darin? Die sehe ich persönlich als Lebensraum an, für alles mögliche, was kreucht und fleucht.

Muß denn alles immer geordnet, gesund und ertragreich sein, damit es ein Recht hat, da zu sein? Warum fällt es uns allen so schwer, das Chaos, die Unordnung in unser Leben zu lassen?

Ich fasse mich dabei tatsächlich zuerst an die eigene Nase, denn sowohl mein Mann, als auch meine Kinder würden sofort bestätigen, dass ich mit Unordnung sehr schlecht zurecht komme. Ich habe immer das Gefühl, um mich herum Ordnung zu brauchen, damit es auch innen in mir geordnet und ruhig sein kann. Aber je älter ich werde, desto mehr versuche ich mich davon zu lösen. Versuche, auch im Chaos noch das Schöne zu sehen und mich nicht so abhängig zu machen vom Außen. Hilfreich finde ich dafür übrigens diesen Beitrag von Leo Babauta (leider nur auf Englisch).

Und was Lebendigkeit und Kreativität anbelangt, bin ich mir völlig sicher, daß sie ohne Chaos nicht da sein kann. Denn zunächst muß doch völlig Ungeordnetes da sein, eine Art Ursuppe des Unterbewußtseins, um daraus schöpfen zu können, neue Verbindungen zu knüpfen, die so vorher noch nie gewesen sind. Damit das Kribbeln in den Fingern oder auch der Flow, wie man heute so schön sagt, entstehen kann und schließlich etwas sicht-, hör- oder fühlbares Neues hervortritt.

 

 

Was haben wir es als Kinder doch geliebt, in Gebüschen zu spielen, nicht nur „Verstecken“, sondern ganze Wohnungen mit Küche und Wohnzimmer haben wir entstehen lassen. Und das hat sich mir bis heute eingeprägt, die Freude die dabei entstand, das Gefühl des Verbundenseins.

Heute pflege ich die Kreativität z.B. beim Filzen. Und immer wieder fühlt es sich richtig an, das Schöne mit dem Ungeordneten zu verbinden.

So auch hier:

 

 

 

Das braune Vorjahreslaub und die zwei neu „geschlüpften“ Siebenschläferchen.

 

Ich grüße Euch alle,

wünsche Euch ebenfalls viel Freude am Lebendig- und Kreativ-Sein,

Eure

Frau Wollwesen.

 

Verlinkt mit Creadienstag.

 

 

 

 

Tischlein deck` dich

 

Der Tisch für unsere Wildtiere scheint mir ja nicht immer so reichlich gedeckt zu sein, aber momentan habe ich das Gefühl, daß sie aus dem Vollen schöpfen können:

Reichlich Hagebutten, Vogelbeeren, Mahonienbeeren (ursprünglich aus Nordamerika und verwandt mit der heimischen Berberitze)  sehe ich in unserer Nähe und die Feigen in Nachbar`s Garten sind ein Magnet für die Stare….

Unsere verblühten Sonnenblumen-Köpfe haben wir auf den Gartentisch gelegt oder zwischen die Zaunlatten geklemmt und verblühte Stauden bleiben erst einmal stehen – vielleicht haben wir wieder einmal Glück und bekommen Besuch von Distelfinken…!?

Die Meisen sind zum Glück keine so seltenen Gäste hier und sie kommen mir oft wie kleine Kobolde vor, wenn sie frech auf der Terrasse herum hüpfen und alles neugierig untersuchen.

Um sie bei sich zu Hause im Garten heimisch werden zu lassen, gibt es natürlich nicht nur die Möglichkeit, für ein natürliches Futterangebot zu sorgen. Auch der Bau und das Aufhängen von geeigneten Nistkästen ist sehr nützlich. Eine Anleitung zum Eigenbau findet man hier beim Naturschutzbund Deutschland.

 

Ein Kohlmeisen-Bild ist nun also auch das Motiv meines neuesten Wollbildes geworden, inklusive Hagebutten (allerdings fressen Kohlmeisen hauptsächlich Insekten):

 

 

Frohes Vogel-Beobachten wünscht

Frau Wollwesen.

 

 

 

Verlinkt mit Naturkinder.

 

 

Farbenhunger

 

 

 

 

 

 

 

 

Hallo an Euch LeserInnen alle,

sehr lange kommt es mir  vor, daß ich hier etwas ausführlicher geschrieben habe!

Das liegt wohl daran, daß mit der beginnenden neuen Schulzeit und allem `drumherum die Tage wieder schneller verfliegen, als ich Schritt halten kann…!

Der Herbst hat hier nun ganz eindeutig Einzug gehalten, samt Sturm- und Regenwetter. Und doch genieße ich ihn immerwieder, wenn mit einem Mal (wie jetzt gerade) die Sonne zwischen den Wolken hervorschaut und ihr warmes weiches Herbstlicht sendet.

Und manchmal bin ich erstaunt, wie sehr es mich erfreuen und zufriedenstellen kann, daß an unserer verblühten und eigentlich sehr verrupft aussehenden Sonnenblume so viele Vögel (Spatzen und Meisen hauptsächlich) zum Körner herauspicken kommen. Sie streiten sich natürlich um den besten Platz und so ist richtig etwas los im Vorgarten.

Wie jedes Jahr beobachte ich zudem, daß Cosmea und Kapuzinerkresse nun erst so richtig loslegen, der Herbstsonne, wenn sie sich zeigt, ihre bunten leuchtenden Blüten entgegenrecken. Besonders diese Orange- und Pinktöne tun mir aus irgendeinem Grund so unglaublich gut – ich hatte zwischendurch sogar das drängende Gefühl, unbedingt eine Strickjacke in Kürbisfarbe anschlagen zu müssen. Aber ich habe mich gebremst, seufz.

 

 

 

 

Weiß ich doch, daß ich nur zunehmend unzufrieden werde, wenn ich zu meinem momentanen Projekt noch etwas hinzunehme. Und so suche ich nach anderen Möglichkeiten, die wohltuende Wirkung dieser Farben auf mich zu spüren.

Auf unserer Buchleiste im Flur habe ich ein Bild aus einem Kinderbuch in diesen Farben aufgeschlagen, ein paar Cosmea-Blüten werde ich mir außerdem heute ins Haus holen. Kennt Ihr das denn auch, daß Ihr manchmal ganz plötzlich so etwas wie Hunger nach einer bestimmten Farbe verspürt?

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Herbst regt bei mir (und anscheinend nicht nur bei mir) an, in die Weite zu schauen, zu lauschen. Die kühle Luft einzuatmen mit all ihren Herbstgerüchen von Reife und Vergänglichkeit. So sehr mir die plötzliche Kälte unangenehm ist, so sehr genieße ich auch gleichzeitig die Gemütlichkeit im Inneren.

Das Filzen begleitet mich zur Zeit viel, Vorbereitungen für Adventsmärkte. Je mehr meine Finger in stetiger Übung sind, desto geschickter werden sie und ich freue mich an den Wollwesengesichtern, die mich anblicken.

 

 

Auch kann ich es nicht lassen, zwischendurch an den Färbetopf zu gehen. Auf dem Foto seht Ihr von rechts nach links:

Stockrosenblüten (schwarz) auf Wolle, 1. Zug

Stockrosenblüten über Avocadokernfärbung (war sehr blaß) auf Wolle/Seide, 2. Zug

Stockrosenblüten (schwarz) auf hellgrauer Wolle, 2. Zug

Darunter:

Seide und Seide/Leinengemisch, 3. Zug

Alle Garne und Stoffe habe ich mit Sojamilch vorbehandelt.

 

Es sind wunderbar rauchige Farbtöne geworden, mit einem Hauch Rose´, bis auf den linken Strang, der leicht ins Petrolfarbene geht. Es hat sich gelohnt und wie fast immer hat mich das Ergebnis mal wieder überrascht 😉 !

 

 

Einige Strickprojekte sind fertig geworden über die Sommerferien und ich habe sie, wenn, dann nur so nebenbei hier vorgestellt.

 

 

Die Jacke (oder Weste) Itaka zum einen, die ich doppelfädig aus DROPS Safran (grün 04) gestrickt habe. Die ringförmigen Zunahmen in der Passe waren neu für mich aber letztendlich nicht schwer zu stricken. Dies ist schon ein richtiges Lieblings-Sommerteil geworden.

 

 

 

 

Ebenso fertig wurde „Southern Riviera“ aus der neuesten Ausgabe des Amirisu-Magazins.

Der Spitzenteil vorne gefällt mir sehr gut, allerdings hat das Ganze eine etwas ungewöhnliche Form: Es ist oben sehr Hals-nah und eng, unten eher weit. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich tatsächlich wohl fühle darin. Das zeigt sich wohl auch erst nächstes Jahr, für die Temperaturen momentan ist es eindeutig zu luftig…

Gestrickt habe ich es aus den Resten (!) des Itaka-Projektes, da scheine ich mich doch etwas verkalkuliert zu haben (denn es ist auch jetzt noch etwas übrig!).

 

 

 

 

Meine Orchard Grass Stole hatte ich ja hier schon einmal kurz gezeigt, nun etwas großzügigere Fotos. Sie war nun schon oft im Einsatz, da ich recht verfroren bin. Allerdings kratzt sie nach wie vor noch etwas am Hals…

So sehr die isländischen Garne gerade auch in Mode sind, wäre ich wahrscheinlich mit anderer Wolle glücklicher gewesen…. aber egal!

 

 

Dieses allerletzte Foto nun (versprochen!) zeigt mein derzeitiges Projekt:

Ujo von Ankestrick. Gefunden habe ich es im aktuellen Laine-Magazin. Ich verwende meine mit Weißdorn selbstgefärbte Wolle (Alpaca-Merino-Mischung) und hoffe, daß ich es hinbekomme, im Farbverlauf zu stricken. Ganz schön spannend, denn auch das Strickmuster ist bisher nicht gerade zum So-nebenher-stricken geeignet.

 

Nun ist das hier ganz schön lang geworden,

es bleibt mir noch, Euch allen eine wonnige Herbstwoche zu wünschen,

viele Grüße

von

Frau Wollwesen.

 

Verlinkt mit Creadienstag und Maschenfein.